Ich hatte schon Liebeskummer in
meinem Leben- sogar des Öfteren. Von daher ist das Gefühl am Morgen, nichts
ungewohntes für mich. Und dennoch ist es jedes Mal aufs Neue schockierend und
fast unerträglich. Gerade noch schlafend, wird man von der harten Realität geweckt,
nicht etwa sanft, sodass man sich noch verschlafen und auf eine putzige Art und
Weise die Äuglein reiben könnte, nein eher mit der grauenhaften Dynamik einer
Schlagbohrmaschine. Man ist auf einen Schlag hellwach und wird nochmals
entherzt. Nochmal verlassen. Es ist wie ein verfluchter Teufelskreis.
Die Realität schaut einem grinsend
ins Gesicht und brüllt mit stinkendem Morgenatem: ,, Tja hier bin ich, so
schnell wirst du mich nicht los! ´´Ja und dann liegt er wie ein ausgebreiteter
Teppich vor einem, ein neuer Tag voller Schmerz.
So schlimm ist es zum Glück meist
nur die ersten Wochen. Der Schmerz ist allgegenwertig, immer präsent. Er pocht
ist heiß und brennt wie Feuer. Vergleichbar mit einer offenen Wunde auf die man
hochprozentigen Alkohol kippt. Und das im Sekundenrhythmus über den ganzen Tag
verteilt!
Diese sehr unangenehme Phase habe
ich zum größten Teil bereits überstanden. Und darüber bin ich sehr froh und
auch ein wenig stolz. Ich konnte den Schmerz einordnen, ich wusste warum ich
weine, ich wusste woher meine Trauer rührt. Weil ich von einem geliebten
Menschen, sehr unvorhersehbar verlassen wurde und nicht darauf vorbereitet war.
Weil ich als geborener Kontrollfreak und lebendes Gewohnheitstier, über diese
Situation nicht mehr die Kontrolle hatte und mir die Zügel entrissen wurden.
Momentan fühlt sich mein Schmerz
eher dumpf an. Nicht mehr so definier- und greifbar. Irgendwie vergleichbar mit
leichten pochenden Kopfschmerzen die dich den Tag über begleiten und deine
Konzentrations-und Leistungsfähigkeit mindern. Die einen in manchen Situationen
gereizter reagieren lassen als sonst und einen Abends sehr müde und erschöpft
ins Bett fallen lassen. Man kann damit leben und arbeiten, wahrscheinlich noch
nicht einmal schlecht, aber man fühlt sich irgendwie nicht vollständig, nicht
ausgeglichen und glücklich schon gar nicht.
Das Merkwürdige daran ist, dass ich
meinen Schmerz aktuell häufig nicht mehr zuordnen kann. Ich weine einfach so,
ohne ersichtlichen Grund. Ohne ihn zu vermissen, ohne ein Lied gehört zu haben,
das mich an ihn erinnert... die Traurigkeit legt sich zur Zeit häufig wie eine
sehr schwere Daunendecke um mich ohne einen Zusammenhang mit der Trennung erkennen zu können.
Diese nicht einzuordnenden
Gefühlsausbrüche irritieren und verunsichern mich enorm. Bringen mein eh schon
aus dem Gleichgewicht geratenes Seelenleben noch mehr durcheinander, bis ein riesiger
chaotischer Knoten in meinem Kopf entsteht, der sich garantiert nicht mehr nur
aus Liebeskummer zusammen setzt.