Seiten

Freitag, 22. November 2013

Knotengeflecht



Ich hatte schon Liebeskummer in meinem Leben- sogar des Öfteren. Von daher ist das Gefühl am Morgen, nichts ungewohntes für mich. Und dennoch ist es jedes Mal aufs Neue schockierend und fast unerträglich. Gerade noch schlafend, wird man von der harten Realität geweckt, nicht etwa sanft, sodass man sich noch verschlafen und auf eine putzige Art und Weise die Äuglein reiben könnte, nein eher mit der grauenhaften Dynamik einer Schlagbohrmaschine. Man ist auf einen Schlag hellwach und wird nochmals entherzt. Nochmal verlassen. Es ist wie ein verfluchter Teufelskreis.

Die Realität schaut einem grinsend ins Gesicht und brüllt mit stinkendem Morgenatem: ,, Tja hier bin ich, so schnell wirst du mich nicht los! ´´Ja und dann liegt er wie ein ausgebreiteter Teppich vor einem, ein neuer Tag voller Schmerz.

So schlimm ist es zum Glück meist nur die ersten Wochen. Der Schmerz ist allgegenwertig, immer präsent. Er pocht ist heiß und brennt wie Feuer. Vergleichbar mit einer offenen Wunde auf die man hochprozentigen Alkohol kippt. Und das im Sekundenrhythmus über den ganzen Tag verteilt!
Diese sehr unangenehme Phase habe ich zum größten Teil bereits überstanden. Und darüber bin ich sehr froh und auch ein wenig stolz. Ich konnte den Schmerz einordnen, ich wusste warum ich weine, ich wusste woher meine Trauer rührt. Weil ich von einem geliebten Menschen, sehr unvorhersehbar verlassen wurde und nicht darauf vorbereitet war. Weil ich als geborener Kontrollfreak und lebendes Gewohnheitstier, über diese Situation nicht mehr die Kontrolle hatte und mir die Zügel entrissen wurden. 

Momentan fühlt sich mein Schmerz eher dumpf an. Nicht mehr so definier- und greifbar. Irgendwie vergleichbar mit leichten pochenden Kopfschmerzen die dich den Tag über begleiten und deine Konzentrations-und Leistungsfähigkeit mindern. Die einen in manchen Situationen gereizter reagieren lassen als sonst und einen Abends sehr müde und erschöpft ins Bett fallen lassen. Man kann damit leben und arbeiten, wahrscheinlich noch nicht einmal schlecht, aber man fühlt sich irgendwie nicht vollständig, nicht ausgeglichen und glücklich schon gar nicht. 
Das Merkwürdige daran ist, dass ich meinen Schmerz aktuell häufig nicht mehr zuordnen kann. Ich weine einfach so, ohne ersichtlichen Grund. Ohne ihn zu vermissen, ohne ein Lied gehört zu haben, das mich an ihn erinnert... die Traurigkeit legt sich zur Zeit häufig wie eine sehr schwere Daunendecke um mich ohne einen Zusammenhang mit der Trennung  erkennen zu können.

Diese nicht einzuordnenden Gefühlsausbrüche irritieren und verunsichern mich enorm. Bringen mein eh schon aus dem Gleichgewicht geratenes Seelenleben noch mehr durcheinander, bis ein riesiger chaotischer Knoten in meinem Kopf entsteht, der sich garantiert nicht mehr nur aus Liebeskummer zusammen setzt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen