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Sonntag, 10. November 2013

Der Fall

Seit der Trennung habe ich Ängste vor alltäglichen Gegebenheiten.
Die Angst vor dem alleine sein ist immer noch nicht erträglicher geworden- im Gegenteil ich habe das Gefühl meine Befürchtungen nicht genug Beschäftigung zu habe und unterwegs zu sein, hat sich zu einem Zwanghaften Unternehmungsdrang entwickelt. Jetzt bin ich diejenige, die rastlos auf der Suche nach irgendetwas ist, was mir halt gibt. Ich habe regelrecht das Gefühl zu ersticken wenn ich länger als ein paar Stunden mit mir und meinen Gedanken alleine bin. Oft weine ich gar nicht, weil er mir fehlt, sondern wegen der Angst.
Ich habe Angst vor der Angst.
Es ist ein lähmendes, bedrückendes und hilfloses Gefühl.
Man ist nicht mehr Herr seiner Sinne.

Ich gehe seit Wochen sehr spät ins Bett, obwohl ich immer sehr darauf bedacht war, genügend Schlaf zu bekommen. Ich zögere das zu Bett gehen förmlich hinaus, auch wenn ich meine Augen kaum noch offen halten kann und am nächsten Tag arbeiten muss. Aus Angst vor meinen bestehenden Alpträumen. Und morgens wache ich auf und fühle mich gerädert, muss das Gegenwertige mit der Realität abgleichen. Ich fühle mich benommen, als hätte ich die Nacht zuvor zu viel getrunken. Und Zurück bleibt ein bedrückender Seelenkater.

Auch habe ich Angst, ihm über den Weg zu laufen, ihn zu treffen. Ich muss mich manchmal richtig überwinden, aus dem Haus zu gehen und mich im Verkehr nicht nach seinem Auto oder Motorrad umzuschauen. Bei jedem Mann den ich sehe, der ihm nur im Ansatz ähnelt, bleibt mein Herz kurz stehen.

Wisst ihr, als Kind war es mir ein Gräuel, in Pfützen zu treten. Nicht, weil ich ertrunkene Würmer oder nasse Strümpfe fürchtete –nein,  ich war ein ziemlicher Dreckspatz. Vielmehr, weil ich einfach nicht glauben konnte, dass diese glatte Oberfläche nichts anderes war als eine dünne Schicht Wasser über festem Erdboden. Ich hielt es für die Öffnung zu einer unvorstellbaren Tiefe. Und wenn ich hineinträte, würde ich fallen. In ein tiefschwarzes Loch.

Heute weis ich, das ich ohne Bedenken in Pfützen treten kann. Jedoch ist diese damalige Sichtweise  mit meiner aktuellen Situationen Vergleichbar. Immer wenn ich an Ihn und an die Trennung denke, packt mich die Angst. Ich habe Angst in meinem Schmerz zu versinken und zu fallen, immer tiefer. Und weit und breit ist kein Erdboden in Sicht, der den Fall stoppen könnte.
Manchmal habe ich sogar Angst, verrückt zu werden. Das alles nicht zu schaffen. Angst davor, in der Dunkelheit zu versinken.

Am meisten jedoch, fürchte ich mich davor, dass er mich bereits vergessen haben könnte. Das er unsere gemeinsame Zeit hinter sich gelassen hat. Das alles was wir hatten für ihn überhaupt kein Gewicht mehr hat. Ich habe Angst dass ich für ihn nur noch ein Mensch von vielen bin.

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