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Mittwoch, 13. November 2013

Wegwerfgesellschaft



Die Liebe ist in unserer heutigen, sehr schnelllebigen Zeit,  durch unsere Wegwerfmentalität geprägt. Der Partner ist jederzeit, schnell und unkompliziert, wie eine zu eng gewordene Jeans ersetzbar.


Oft trennt man sich (viel zu früh) vom Partner und wählt somit den Weg des geringsten Wiederstandes. Dabei bin ich der Meinung, dass die meisten Trennungen eines der teuersten Missverständnisse in Partnerschaften sind .Wenn alles nichts mehr hilft, wenn alle Möglichkeiten erschöpft zu sein scheinen, dann kann es so aussehen, als gäbe es nur noch einen Ausweg: Wir müssen uns trennen. Dabei verwechseln viele Paare eine sehr entscheidende Sache, die Trennung von dem unerträglichen Zustand und die Trennung vom Partner selbst.


Und hier kommt der entscheidende Punkt. Wenn man den unerträglichen Zustand aus der Partnerschaft verbannen möchte, wird aus dem einstigen unkomplizierten Miteinander, eine gemeinsame Aufgabe.  Wir müssten uns mit uns selbst, unseren Wünschen, Bedürfnissen, Erwartungen und vor allem auch Eigenanteilen beschäftigen, welche zum Ungleichgewicht der Beziehung beigetragen haben könnten. Und als ob dies nicht schon Arbeit genug wäre, muss man auch noch mit dem Partner über seine Gedanken kommunizieren.


Und sind wir einmal ehrlich. 


Wer in unserer heutigen Gesellschaft bringt noch sein altes, verrostetes und kaputtes Handy zur Reparatur, wenn er doch bei der erst besten Gelegenheit, ein günstiges und neueres Modell erwerben kann?


Genau, ein unglaublich armselig geringer Anteil! 


Und so ist es auch mit unseren Beziehungen. Menschen, die sich zwischen Bereitschaft zur Selbstreflexion und dem scheinbar einfacheren Weg entscheiden müssen, wünschen sich ein objektives Kriterium, was denn nun »richtig« oder »falsch« sei. Da sich eine Aussage, über richtig oder falsch, jedoch meist nur NACH Investition in die Beziehung treffen lässt, ist die Versuchung, getreu unserer Wegwerfgesellschaft den Partner gegen ein neues, aufregenderes Modell auszutauschen, groß. 


Ebenso groß ist allerdings auch das naive Erstaunen, wenn sich herausstellt, dass sich die Geschichte wiederholt. Plötzlich tauchen dieselben Probleme, dieselben Unstimmigkeiten auf, die schon beim »Vorgängermodell« für Frust sorgten. Weil zwar der Partner ausgewechselt wurde, nicht aber die Probleme im Hintergrund.


Und selbst wenn wir uns nicht gleich ein neues Handy zulegen (oder im übertragenen Sinne einen neuen Partner), gibt es für die Überbrückungszeit jede Menge anderer Bespaßungs- Elektronik oder Ersatzbefriedigungen. 


Ja, bevor wir uns mit den Gründen zum Scheitern unserer Beziehung und uns selbst befassen und auseinander setzten, flüchten wir uns heillos in unsere Ersatzbefriedigungen oder betäuben uns mit Alkohol, Arbeit oder Drogen.


Wir kaufen uns etwas Hübsches, wenn wir uns missachtet fühlen. Wir ,, genehmigen´´ uns ein Paar Bällchen Eis mehr oder sonst eine extra Portion Irgendetwas, wenn wir einsam sind. Wir tauchen ein in Phantasiewelten, um etwas Wasser für unsere durstigen Seelen zu finden. Frauenromane (eine Milliarden Industrie), Seifenopern, Aktion Filme, Klatsch und Tratsch- das alles bedient ein Innenleben voller Träume, der uns als Ersatz für die echte Freude, für das echte Glück dient, wenigstens Zeitweise.


Und wenn einige ehrlich zu sich selbst wären, würden sie erkennen, dass der ungute Zustand aus Zeiten der Beziehung, nach deren Beendigung trotz allem Bestand hat.


Durch welches Model ich wohl ausgetauscht werde?

1 Kommentar:

  1. Wie wahr!
    Man(n) ist viel zu schnell debei "wegzuwerfen/auszutauschen/aufzugeben" ganz einfach weil es bequemer und einfacher ist...
    wo sind sie geblieben die starken Männer mit dem Kämpferherz??

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