Ich habe zwei meiner sehr kostbaren Lebensjahre mit einem
Mann verbracht, der laut eigenen Aussagen nicht im Ansatz Liebesgefühle für
mich empfunden hat oder empfinden
konnte. Er war die ganze Zeit auf der Suche nach seiner Definition von Liebe.
Er wollte genau die Liebe spüren, die er damals für seine erste Freundin empfunden
hat. Schmetterlinge im Bauch, ewig aufrecht zu erhaltende Verliebtheitsgefühle, ein unkomplizierter kindlicher Umgang miteinander.
Eine einfache,
unverbindliche Jugendliebe.
Er wusste vom ersten Tag an was ich für Ihn empfinde und das
er in meinen Augen -mein für immer Mensch -war. Mein Herz bimmelte bei ihm
einfach anders und ich konnte mir mit ihm alles vorstellen. Für mich war unser WIR,
groß und einzigartig. Für mich hat es sich gelohnt Tag für Tag zu kämpfen. Ich
stand an seiner Seite, bis zum Schluss, auf dem Weg dorthin, hätten ihn andere
Frauen schon längst verlassen. Ich habe all meine Kraft und Energie in die
Beziehung gesteckt. Das erste Jahr unserer Beziehung stellte für mich eine
enorme emotionale Belastung da. Immer wieder habe ich gespürt das er nicht so
viel für mich empfindet wie ich für ihn, das unsere Beziehung für ihn nicht
einen so hohen Stellenwert hat wie für mich. Er hat sich immer wieder
gefühlsmäßig von mir distanziert wenn es ihm zu eng wurde. Er hat mir nie die
Chance gegeben ihn wirklich nahe zu kommen und ihn kennenzulernen. Er hat sich
manchmal Tagelang nicht bei mir gemeldet. Und obwohl seine Ex-Freundin kaum
Thema unserer Gespräche war, hatte ich das Gefühl gegen sie ankämpfen zu
müssen. Gegen eine unsichtbare Macht.
Wie oft ich verzweifelt vor ihm stand und ihn gebeten habe,
mich gehen zu lassen wenn er mich nicht liebt und sich keine Zukunft mit mir
vorstellen kann. Ich wollte einfach nur, dass er mir gegenüber aufrichtig und menschlich
handelt und seinen Egoismus fallen lässt.
Ich habe Ihn nicht für die eine Sache verurteilt. Im Gegenteil, ich wollte verstehen warum er denkt so etwas zu
brauchen, was ihn dazu bewogen hat, was seine Motive und Gründe sind. Ich habe
ihn immer wieder in seiner Persönlichkeit bestärkt. Habe gesagt, dass er ein
toller Mensch ist und stolz darauf sein kann, was er in seinem Leben schon alles erreicht
hat und so einen Mist nicht braucht. Ich habe immer wieder Gespräche mit ihm
geführt um ihn zu bestärken, obwohl mich die pure Vorstellung angewidert hat. Obwohl
ich mir Sorgen gemacht habe, obwohl ich mich selbst traurig und hilflos gefühlt
habe.
Auch bin ich nicht einfach gegangen als er gesagt hat das er
mich nicht richtig liebt und nicht weis ob er mich jemals lieben kann. Nein.
Trotz meiner Verzweiflung, wollte ich auch in dieser Situation verstehen warum
er so etwas mit solch einer Bestimmtheit behaupten kann. Ich wollte verstehen,
was seine Definition von Liebe ist und woran er merken würde, dass er mich
liebt. Was ihm dazu fehlt. Warum er trotz seiner Annahme, mich nicht zu lieben,
schon über ein halbes Jahr mit mir zusammen ist. Mich seiner gesamten Familie
vorgestellt hat, mich in seinen Freundeskreis integrierte.
Das Wissen über die sehr emotionale Nachricht, die er seiner
Ex-Freundin geschrieben hat, während ich im Urlaub war, habe ich nie erwähnt.
Ich habe meinen Schmerz darüber geschluckt. Und war einfach nur dankbar
darüber, dass sie nicht darauf geantwortet hat.
Ich musste zusehen, wie er sich mit seiner
Arbeitseinstellung überfordert. Musste akzeptieren, dass er sechs Tage die
Woche arbeitet. Habe ihn oft beobachtete, wenn er vor Erschöpfung auf der Couch
eingeschlafen ist. Habe ihm über seinen Kopf gestreichelt und ihn einfach
schlafen lassen. Habe meinen Drang, ihm meine Tageserlebnisse mitzuteilen, unterdrückt.
Musste immer wieder die schmerzhafte Erfahrung machen, dass
er mich oft nicht in seinen Zukunftsplänen integrierte und selten Absprachen
mit mir getroffen hat. Ich musste
jedesmal wenn ich mit ihm in den Urlaub fahren wollte all meine Überzeugungskraft
einsetzten damit er zustimmt.
Ich wollte diesen Mann kennenlernen, ich wollte all die
Rätsel um ihn lösen. Ich habe so viel mehr Talente in ihm gesehen als manch
anderer in seiner Umwelt. Ich wusste er ist in der Lage tiefe Gefühle zu entwickeln,
wenn er sich nicht selber im Weg steht und seine Ängste vor Bindung fallen
lässt. Ich habe immer wieder versucht mit ihm ins Gespräch zu kommen, ihm
Gedankenanstöße anzubieten. Habe ihn immer wieder dazu eingeladen, den gemeinsamen
Weg der persönlichen Entwicklung zu
gegen. Auch wenn dies für mich bedeutete, sehr viel Toleranz und Akzeptanz
aufzubringen. Ich musste sehr viel Vergeben um all die Verletzungen ertragen zu
können. Aber ich habe es gerne gemacht,
da er für mich eine Person war/ist, die es verdient hat geliebt zu werden.
Ich hatte Hoffnung bis zum Schluss. Hatte das Gefühl er
öffne sich langsam. Zeigt eine Verletzliche und sehr emotionale Seite von sich.
Vertraut mir mehr Dinge an.... Nach fast zwei Jahren waren wir so weit wie
andere Paare nach einem halben Jahr. Ich habe uns nie aufgegeben....
Er schon...
Und nun fühle ich mich belogen und betrogen. Ausgesaugt. Energielos.
War ich für ihn nur ein Mittel zum Zweck?
Habe ich die ganze
Zeit um etwas gekämpft was nie existiert hat?
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